Bürgermeister Dieter Freytag spricht in Brühls Partnerstadt Sceaux am 8. Mai anlässlich der Zeremonie zum „Tag des Sieges“
Philippe Laurent Sceaux und Dieter Freytag Brühl am 8. Mai 2024 in Sceaux copyright Antonio BorgaAm vergangenen Mittwoch nahm Bürgermeister Dieter Freytag erneut an der offiziellen Zeremonie zum „Tag des Sieges“ am 8. Mai in Brühls französischer Partnerstadt Sceaux teil. Der 8. Mai ist in Frankreich ein Feiertag. Man gedenkt dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands im Jahr 1945 mit zahlreichen Militärparaden im ganzen Land. Für viele Franzosen ist der „Tag des Sieges“ eine Gelegenheit, sich an die Gefallenen zu erinnern und die Opfer des Holocausts zu ehren.
Heute, zwei Jahre nach Russlands Invasion in der Ukraine ist das Thema Krieg in Europa nach langer Zeit wieder präsent und dominiert die politischen Diskurse in Deutschland und in Frankreich. Gleichzeitig gibt es kaum mehr Zeitzeugen, die vom Zweiten Weltkrieg berichten können. In seiner auf Französisch gehaltenen Rede betonte Brühls Bürgermeister die besondere Verantwortung der Deutschen, wenn es darum geht, sich an den Zweiten Weltkrieg zu erinnern: „Wir dürfen und wollen die Unmenschlichkeit der nationalsozialistischen Diktatur nicht vergessen und begehen deswegen heute den Tag der Befreiung.“
Er sagte, dass er mit Erschrecken und Sorge die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und in Europa betrachten würde. „Krieg ist wieder ein alltägliches Thema und überwunden geglaubte Ansichten wie der Antisemitismus sowie das Erstarken rechtsextremer Parteien beschäftigen uns erneut. Ich begrüße es umso mehr, dass Menschen für die Demokratie auf die Straße gehen und beteilige mich persönlich an den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.“
Bürgermeister Dieter Freytag appellierte an das Menschsein und Menschbleiben, unabhängig von Nationalität, Geschichte, Religion, Kultur, Erziehung, Geschlecht, Alter und gesellschaftlicher Position. Er erinnerte in seiner Rede an den im Februar verstorbenen Alfred Grosser: Französischer Historiker und Politologe mit deutsch-jüdischer Herkunft. Dieser galt als intellektueller Wegbereiter und kritischer Begleiter der deutsch-französischen Beziehungen.
Freytag schloss seine Rede mit den Worten: „Solange wir das (Menschsein) beherzigen – und die gemeinsame Geschichte von Sceaux und Brühl hat es bewiesen – wird Krieg zu Frieden, Konfrontation zu Kooperation und Erbfeindschaft zu Zukunftspartnerschaft bis hin zur Freundschaft. Unsere gemeinsamen jährlichen Begegnungen und Austausche zwischen Vereinen, Sporttreibenden, Schülerinnen und Schülern seit 60 Jahren belegen die Leidenschaft in unserer Freundschaft und machen unsere Geschichte zukunftsfähig.“
Anlässlich seines Aufenthaltes in Sceaux nutzte die Redaktion des dortigen lokalen Stadtmagazins die Gelegenheit, ein Interview mit Brühls Bürgermeister zu führen, in dem es thematisch um die Bedeutung der Städtepartnerschaft zwischen Brühl und Sceaux und deren Weiterentwicklung in der Zukunft ging.
Dieter Freytag erklärte hierzu, dass die Städtepartnerschaft zwischen Brühl und Sceaux durch die Vergangenheit anfangs von Konflikten zwischen Frankreich und Deutschland geprägt war und trotzdem zu einer tiefen Freundschaft geführt habe, die durch den gemeinsamen Wunsch nach Frieden besiegelt wurde. Die Partnerschaft symbolisiere sowohl die Versöhnung als auch den Aufbau einer Zukunft, in der Zusammenarbeit und Solidarität vorherrschen. Seit 60 Jahren bestehe eine echte Freundschaft zwischen deutschen und französischen Familien, zwischen den Institutionen und Gesellschaften.
Auf die Frage, was er in den kommenden Jahren gerne weiterentwickeln würde, antwortete Freytag, dass die Priorität auf den Kooperationen im Bildungs- und Sozialbereich liege. Der Austausch zwischen Schulen, Jugendorganisationen und Vereinen biete wertvolle Möglichkeiten, neue Kulturen kennenzulernen, dauerhafte Freundschaften zu entwickeln und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben, die in einer zunehmend vernetzten Welt von entscheidender Bedeutung seien.
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